Prof. Dr. rer. medic. Dawid Pieper ist seit dem 01.09.2021 FGW-Professor für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung an der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB).
Er leitet das in Rüdersdorf angesiedelte Zentrum für Versorgungsforschung (ZVF-BB). Darüber hinaus ist er Leiter des Instituts für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung (IVGF), welches an der der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg (FGW) angesiedelt ist und den Masterstudiengang Versorgungsforschung (M.Sc.) verantwortet.
Die Professur widmet sich insbesondere der regionalen Versorgungsforschung. Bei der Erfassung des Versorgungsbedarfs sind Analysen der räumlichen Zuschnitte der Planungsregionen und die Berücksichtigung von Änderungen im Bedarf und im Angebot des Leistungsspektrums von besonderer Bedeutung.
Unter Einbeziehung von Patient*innen und Stakeholdern unterstützt Knowledge Translation die Implementierung in „die Fläche“. So möchte sich Brandenburg zu einer Modellregion für vergleichbare Regionen Deutschlands und Europa entwickeln.
Standort: Immanuel Klinik Rüdersdorf, Seebad 82/83, 15562 Rüdersdorf, Poliklinik, Ebene 0, Raum F.007
Das IVGF nimmt seine Verantwortung in der Lehre und Ausbildung sehr ernst.
Das Institut verantwortet den Masterstudiengang Versorgungsforschung (M.Sc.) mit Start zum WS 2022/2023.
Wir sind zudem fortwährend an Bewerbungen für Praktika und/oder Abschlussarbeiten interessiert. Sofern bei Ihrer Hochschule möglich, übernehmen wir auch gern die gesamte Betreuung Ihrer Arbeit.
Sollten Sie Interesse an einer Promotion oder Habilitation haben oder sich für unseren Masterstudiengang Versorgungsforschung interessieren, kontaktieren Sie bitte direkt Prof. Dr. Dawid Pieper.
National
Universitätsmedizin Göttingen,
Institut für Medizinische Statistik,
Prof. Dr. Tim Mathes
Universität Witten/Herdecke,
Institut für Forschung in der Operativen Medizin,
Prof. Dr. Rolf Lefering;
Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie,
Prof. Dr. Petra Thürmann
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Abteilung Ambulante Versorgung und Pharmakoepidemiologie
Prof. Dr. Falk Hoffmann
International
Catholic University of Croatia,
Center for Evidence-Based Medicine and Health Care,
Prof. Dr. Livia Puljak
Unity Health Toronto,
Knowledge Translation Program,
Dr. Carole Lunny
Western Norway University of Applied Sciences in Bergen,
Centre for Evidence-Based Practice,
Prof. Dr. Hans Lund
Auswahl
Weise A, Büchter R B, Pieper D, Mathes T. Assessing transferability in systematic reviews of health economic evaluations – a review of methodological guidance. BMC Med Res Methodol 22, 52 (2022). https://doi.org/10.1186/s12874-022-01536-6.
Prediger B, Koller D, Heß S, Könsgen N, Pieper D. Localization of Second Opinion Physicians in Germany: Do Regional Differences Exist? Gesundheitswesen. 2022 Jan 28. doi: 10.1055/a-1690-6728. Online ahead of print.
Goossen K, Becker M, Mathes T, Follmann M, Holtkamp U, Hostettler S, Meerpohl JJ, Nothacker M, Schaefer C, Schmidt S, Schünemann HJ, Sommer I, Tholen R, Skoetz N, Pieper D. German-language translation of the PANELVIEW instrument to evaluate the guideline development process from the perspective of the guideline group. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2022 Jan 22:S1865-9217(21)00217-8. doi: 10.1016/j.zefq.2021.11.004. Online ahead of print.
Könsgen N, Prediger B, Schlimbach A, Bora AM, Hess S, Caspers M, Pieper D. Attitude toward second opinions in Germany – a survey of the general population. BMC Health Serv Res. 2022 Jan 15;22(1):76. doi: 10.1186/s12913-021-07422-z.
Pieper D, Rombey T. Where to prospectively register a systematic review. Syst Rev 11, 8 (2022). https://doi.org/10.1186/s13643-021-01877-1.
Burkamp JR, Bühn S, Schnitzbauer A, Pieper D. Preference between medical outcomes and travel times: an analysis of liver transplantation. Langenbecks Arch Surg. 2021 Jul 29. doi: 10.1007/s00423-021-02258-x. Online ahead of print.
Lunny C, Pieper D, Thabet P, Kanji S. Managing overlap of primary study results across systematic reviews: practical considerations for authors of overviews of reviews. BMC Med Res Methodol. 2021 Jul 7;21(1):140. doi: 10.1186/s12874-021-01269-y.
Breuing J, Könsgen N, Doni K, Neuhaus AL, Pieper D. Healthcare delivery and information provision in bariatric surgery in Germany: qualitative interviews with bariatric surgeons. BMC Health Serv Res. 2021 Jul 5;21(1):659. doi: 10.1186/s12913-021-06629-4.
Kugler CM, De Santis KK, Rombey T, Goossen K, Breuing J, Könsgen N, Mathes T, Hess S, Burchard R, Pieper D. Perspective of potential patients on the hospital volume-outcome relationship and the minimum volume threshold for total knee arthroplasty: a qualitative focus group and interview study. BMC Health Serv Res. 2021 Jul 2;21(1):633. doi: 10.1186/s12913-021-06641-8.
Jo CL, Burchett H, Bastías M, Campbell P, Gamage D, Henaff L, Kagina B, Lunny C, Marti M, Muloiwa R, Pieper D, Thomas J, Tunis MC, Wichmann O, Younger Z, Harder T. Using existing systematic reviews for developing vaccination recommendations: Results of an international expert workshop. Vaccine. 2021 May 27;39(23):3103-3110. doi: 10.1016/j.vaccine.2021.04.045. Epub 2021 May 6.
Eine vollständige Publikationsliste finden Sie unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=Pieper+Dawid%5Bau%5D&sort=date&size=20
Die Anwendung von klinischen Leitlinien führt zu Vorteilen für die Gesundheit der Patient:innen, wie beispielweise verbesserte klinische Endpunkte und Überlebensraten. Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit ist es die Barrieren und Förderfaktoren der Leitlinienadhärenz, aus Sicht medizinischer Fachkräfte in Deutschland zu untersuchen. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit Stakeholdern im Bereich der Leitlinienentwicklung und -umsetzung durchgeführt. Die Ergebnisse sollen zu einem besseren Verständnis der Thematik führen und gleichzeitig eine Basis bilden, um Strategien zur Verbesserung der Leitlinienadhärenz in Deutschland zu entwickeln. https://osf.io/gmfub
Eni Shehu; Dr. Charlotte Kugler
Nutzung von Gesundheitsdaten im regionalen Kontext für die Gesundheitsplanung Brandenburgs (GeDa-BB) Gesundheitsbezogene Daten im regionalen Kontext, wie z. B. die Krankheitsrate, Lebenserwartung oder die Anzahl an Ärztinnen pro Einwohnerinnen in einer Region werden in anderen Ländern seit langem aufbereitet. Allerdings wurde eine geringe Nutzungsrate in der Gesundheitsplanung sowie Schwierigkeiten bei der Anwendbarkeit dieser Daten festgestellt. Im Bundesland Brandenburg gibt es zwar einige öffentliche gesundheitsbezogenen Daten, aber bisher keine umfassende Datenquelle wie teilweise in anderen Bundesländern (z. B. Gesundheitsatlas Bayern), in der verfügbare Daten gebündelt werden. Ziel der Studie ist es zu untersuchen welche Datenquellen aktuell für die regionale Gesundheitsplanung in Brandenburg genutzt werden und welche Herausforderungen dabei bestehen. Die Ergebnisse der Studie können eine Grundlage für die Konzeption einer organisationsübergreifenden Datenquelle für eine bedarfsorientierte regionale Gesundheitsplanung in Brandenburg darstellen. Hierzu werden halbstrukturierte Expert:inneninterviews mit Stakeholdern der regionalen Gesundheits- und Bedarfsplanung in Brandenburg durchgeführt. https://osf.io/8zsqv
Dr. Charlotte Kugler ; Alexander Pachanov
Der Nachweis eines Zusammenhangs zwischen der Leistungsmenge eines Krankenhauses und der Ergebnisqualität für bestimmte klinische Eingriffe hat in mehreren Gesundheitssystemen zu Regelungen geführt, die auf eine Zentralisierung dieser Eingriffe abzielen. Die Autorinnen von Primärstudien könnten ein Interesse daran haben, gesundheitspolitische Entscheidungen zu beeinflussen, indem sie bevorzugt Forschungsergebnisse veröffentlichen, die die Leistungsmenge des Krankenhauses, dem sie angehören, begünstigen (z. B. können Managerinnen von Krankenhäusern mit hohem Leistungsmenge Zentralisierung befürworten, während die Managerinnen von Krankenhäusern mit niedrigen Leistungsmengen dies nicht unterstützen). Dies kann als eine Form von institutionellen Interessenkonflikten betrachtet werden. Ziel dieser Studie ist es, das Vorhandensein von institutionellen Interssenkonflikten in Volumen-Ergebnis-Studien zu untersuchen. Methoden: Wir werden Studien verwenden, die in einer systematischen Übersichtsarbeit über das Verhältnis zwischen Krankenhausvolumen und -ergebnis in der Knie-Totalendoprothetik eingeschlossen wurden. Wir werden die Autorinnen der Studien kontaktieren, damit sie uns ihre institutionelles Leistungsmenge mitteilen. Wir werden zwei Analysen durchführen, in denen wir die Schlussfolgerungen der Autorinnen für die Kategorien 1) hohe vs. mittlere oder niedrige Krankenhausleistungsmenge und 2) Krankenhaus- vs. Nicht-Krankenhaus-Autorinnen vergleichen. Außerdem werden wir die Autor*innen per E-Mail nach ihrer Meinung zu institutionellen Interessenkonflikten im Bereich der Volume-Outcome-Studien befragen.
Dr. Charlotte Kugler gemeinsam mit IFOM
Für viele chirurgische Eingriffe wurde nachgewiesen, dass ein größeres Krankenhausvolumen zu besseren Behandlungsergebnissen führt; für andere Leistungen, wie die Dialyse oder die Versorgung von Säuglingen mit niedrigem Geburtsgewicht gibt es Hinweise auf diese sogenannte Volume-Outcome-Beziehung. Vor diesem Hintergrund werden in vielen Ländern stationäre Gesundheitsleistungen zentralisiert, in manchen Ländern auf Basis von „Mindestmengenregelungen“, d.h. der Festlegung einer Mindestanzahl einer bestimmten Prozedur. Die Erreichung dieser Mindestmenge ist dann eine notwendige Voraussetzung dafür, dass ein Krankenhaus dieses Verfahren in Zukunft durchführen darf.
Die Studie verfolgt zwei Ziele: Erstens sollen mit Hilfe eines systematischen Reviews die Effekte von Mindestmengenregelungen unter Einbezug jeglicher verfügbaren internationalen Literatur analysiert werden. Die erfassten Outcomes können dabei den folgenden Gruppen zugeordnet werden: patienten-bezogen, prozess-bezogen, (Gesundheitssystem-)struktur-bezogen. Zweitens soll ein Core Outcome Set für Studien zur Zentralisierung von stationären Leistungen entwickelt werden. Hierzu wurden Fokusgruppen mit Patientenvertreterinnen, halbstrukturierte Interviews mit Vertreterinnen der deutschen medizinischen Fachgesellschaften und gesetzlichen Krankenkassen sowie eine Online-Befragung mit Versorgungsforschenden durchgeführt. Die so erhaltenen Outcome-Parameter wurden in einer anschließenden Delphi-Studie von allen Stakeholdergruppen hinsichtlich ihrer Wichtigkeit evaluiert und in einem Core Outcome Set zusammengeführt.
Das Projekt wird vom BMBF gefördert (FKZ: 01KG2107). Protokoll des systematischen Review: https://systematicreviewsjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13643-022-02160-7
Protokoll des Core Outcome Sets: https://bmjopen.bmj.com/content/13/3/e068138.long
Julia Scharfe; Stefanie Pfisterer-Heise; Alexander Pachanov
Die Markierung der Stomastelle vor der Anlage eines Stomas (künstlicher Darmausgang) kann das Risiko stomabezogener Komplikationen verringern, die Akzeptanz des Stomas erhöhen und die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Menschen mit einem Stoma verbessern. Trotz der Vorteile und Leitlinienempfehlungen wird dieses Verfahren in der täglichen klinischen Praxis nicht vollständig umgesetzt. Ziel dieser Studie ist es daher, eine Strategie zu entwickeln, um die Rate der präoperativen Stomamarkierung in drei Kliniken der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) zu erhöhen. Dieses Projekt wird auf der Grundlage der JBI-Evidence Implementation Strategy entwickelt. Alle Phasen des Projekts werden in enger Zusammenarbeit mit den Chirurg:innen der MHB durchgeführt. In diesem Zusammenhang wird das Projekt Strategien entwickeln und umsetzen, die auf den Bedürfnissen und Präferenzen der Chirurg:innen basieren, um die Lücken in der Evidenzpraxis zu verringern.
Eni Shehu; Dr. Charlotte Kugler
Leitlinien sind systematisch entwickelte Handlungsempfehlungen, die Ärztinnen und Patientinnen bei der Entscheidungsfindung über die angemessene Behandlung einer Krankheit unterstützen. Da Patientinnen aufgrund ihrer Erfahrungen eigenständige Expertise beitragen können, ist ihre Beteiligung an der Entwicklung von Leitlinien wesentlich. Vor diesem Hintergrund ist die Perspektive von Patientinnen in S3-Leitlinien laut dem Regelwerk der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) verpflichtend abzubilden. 2018 ergab eine Analyse der S3-Leitlinien jedoch, dass die Patientinnenbeteiligung nur unzureichend umgesetzt wurde. Die aktuelle Studie hat das Ziel, den derzeitigen Stand von Patientinnenbeteiligung an der Entwicklung von gültigen S3-Leitlinien sowie an Patientinnenversionen von Leitlinien zu erfassen. Ferner werden die S3-Leitlinien daraufhin untersucht, inwiefern ihr Reporting bezüglich der Patient*innenbeteiligung der RIGHT-Checklist (Reporting Items for practice Guidelines in HealThcare) folgt.
https://www.protocols.io/private/65DA5F6AC43111EDBAF60A58A9FEAC02
Stefanie Pfisterer-Heise
Roboter in der Chirurgie sind seit Mitte der 1990er Jahre im klinischen Einsatz. Die jüngsten technologischen Fortschritte (z. B. beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz) lassen in Zukunft eine verstärkte Nutzung und Weiterentwicklung solcher Geräte erwarten. Angesichts dieser Zukunftsperspektive stellen sich Fragen einer verantwortungsvollen Verwendung und ethischen Reflektion. Eine eingehende ethische Betrachtung der verschiedenen Dimensionen robotergestützter chirurgischer Eingriffe ist jedoch immer noch eher selten. Vor diesem Hintergrund entwickelt diese Arbeit einen umfassenden Überblick über die ethischen Problemlagen der robotischen Chirurgie und identifiziert Forschungsbedarfe und -ansätze angesichts der zukünftigen Entwicklungen. Hierzu wird eine systematische Übersichtsarbeit erstellt. Eingeschlossen werden alle Arbeiten, die ethische Gesichtspunkte der Verwendung von Robotik in der Chirurgie adressieren.
https://www.crd.york.ac.uk/prospero/display_record.php?ID=CRD42023397951
Stefanie Pfisterer-Heise
Die Anzahl an systematischen Reviews (SRs) mit Fokus auf bestimmte Länder, Ländergruppen oder Regionen nimmt zu. Ein methodischer Review aus dem Jahr 2016 konnte zeigen, dass in solchen SRs mit Fokus auf Deutschland die angewandten Suchstrategien häufig nicht ausreichend elaboriert worden sind, um alle Studien aus Deutschland zu identifizieren. Die Anwendung eines geografischen Suchfilters kann hilfreich sein, um die Sensitivität einer Suchstrategie zu maximieren. Für andere Länder (z.B. UK) bestehen bereits systematisch entwickelte und validierte Suchfilter, für Deutschland jedoch nicht. Ziel des DFG geförderten Forschungsprojektes ist es, diese Lücke zu schließen und einen sensitiven geografischen Suchfilter zur Identifikation von Studien zu entwickeln, die in Deutschland durchgeführt wurden. Das methodische Vorgehen gliedert sich in vier Schritte (nach Jenkins 2004): 1. Identifizierung eines Goldstandards bzw. Test Sets, 2. Identifikation von relevanten Suchbegriffen, 3.Iterative Evaluation und 4. Validierung des Suchfilters.
Catharina Münte; Alexander Pachanov
In Brandenburg besteht ein Ärztinnenmangel, besonders bei Hausärztinnen und Neurologinnen, und einige Regionen gelten als bedrohlich unterversorgt. Die Menschen im Land sehen die Verbesserung der Gesundheitsversorgung als eine zentrale Herausforderung. Dieses Briefing soll anhand einer Literaturrecherche klären, wie andere Regionen (deutschlandweit und international) erfolgreich die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen sichern und welche Ansätze sich auf die Situation in Brandenburg übertragen lassen. Hierbei kann es sich genauso um Modellprojekte wie um grundsätzlich andere Organisationsformen in der Versorgung ländlicher Regionen mit wenigen Ärzt*innen handeln.
Dr. Charlotte Kugler
Medizinische Leitlinien (LL) sind systematisch entwickelte Aussagen, die die Angehörigen der Gesundheitsberufe bei ihren Entscheidungen unterstützen sollen. Sie sollen jedoch auch die Ansichten und Präferenzen der Patient:innen berücksichtigen, die vor einer medizinischen Entscheidung stehen. Die gemeinsame Entscheidungsfindung (Shared Decision Making, SDM) ist ein etabliertes Verfahren, das Patient:innen und Angehörige der Gesundheitsberufe dabei unterstützt, gemeinsam Entscheidungen zu Gesundheitsfragen zu treffen. Um zu einer gemeinsamen Entscheidung zu gelangen, sind die Erörterung der möglichen Optionen und die Unterstützung der Patient:innen, sich ihrer individuellen Präferenzen bewusst zu werden, wesentliche SDM-Schritte, die in der Praxis berücksichtigt werden sollten. Hilfsmittel zur Entscheidungsfindung, wie z.B. an Patient:innen gerichtete Entscheidungshilfen, können eingesetzt werden, um den Entscheidungsprozess zu erleichtern. Erste Studien deuten jedoch darauf hin, dass LL in ihrer derzeitigen Form nur sehr begrenzt geeignet sind, um Ärzt:innen bei der Durchführung von SDM zu unterstützen.
Ziel dieses Projekts ist es daher, ein Instrument für LL zu entwickeln, mit dem SDM-relevante LL-Empfehlungen systematisch identifiziert und priorisiert werden können. Solch ein Instrument würde deutschen und internationalen Leitlinienautor:innen erstmals einen Wegweiser zur systematischen Berücksichtigung von SDM während des Leitlinienentwicklungsprozesses bieten. Darüber hinaus würde ein solches Instrument die Bereitstellung von Entscheidungshilfen zur Unterstützung gemeinsamer Gesundheitsentscheidungen von Patient:innen und Ärzt:innen erleichtern.
Das Projekt besteht aus sechs Modulen. Die Module 1 bis 3 dienen als Vorbereitung für die anschließende Entwicklung des Instruments in den Modulen 4 bis 6. Modul 1 verfolgt das Ziel, die derzeit verwendeten Methoden zur Entwicklung und Integration von Entscheidungshilfen in LL zusammenfassen. In Modul 2 sollen Expert:inneninterviews durchgeführt werden, um herauszufinden, wie präferenzsensitive LL-Empfehlungen identifiziert werden können und wie SDM in LL erfolgreich umgesetzt werden kann. In Modul 3 wird eine Delphi-Studie durchgeführt, um ‚Präferenzsensitivität‘ zu definieren und zu operationalisieren. In Modul 4 erfolgt die eigentliche Instrumentenentwicklung, wofür zunächst Items generiert werden, die für die Identifikation von SDM-relevanten LL-Empfehlungen von Bedeutung sind. Anschließend erfolgt die Evaluation der ersten Version des Instruments. In Modul 5 ist es das Ziel, die Datenbank für Entscheidungshilfen zu entwickeln und damit die notwendigen praktischen Voraussetzungen für den späteren Transfer in die klinische Praxis zu schaffen. In Modul 6 wird das Instrument abschließend im Rahmen ausgewählter LL in der Praxis getestet.
Das Projekt wird vom Deutschen Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert (FKZ: 01VSF23022).
Lena Fischer
Vor dem Hintergrund des Zusammenhangs zwischen Leistungsmenge eines Krankenhauses und Behandlungsqualität wurden seit 2004 Mindestmengenregelungen in Deutschland eingeführt. Die Mindestmengen für komplexe Eingriffe am Ösophagus und Pankreas werden bis 2023 bzw. 2025 angehoben. Laut Simulationen werden diese Änderungen Auswirkungen auf die Versorgung im Bundesland Brandenburg haben, da mehrere Kliniken, die aktuell komplexe Eingriffe am Ösophagus/Pankreas durchführen, die Mindestmengen voraussichtlich nicht erreichen werden und diese Operationen dann nicht mehr anbieten dürfen. Die Studie beantwortet die Fragen, welche Auswirkungen die an der Versorgung Beteiligten durch die neuen Mindestmengen erwarten und wie sich das Land Brandenburg auf die Einführung der neuen Mindestmengen vorbereiten kann. Hierzu werden halbstrukturierte Expert:inneninterviews mit regionalen Gesundheitsfachkräften und Patientenvertreter:innen durchgeführt.
Dr. Charlotte Kugler
Über 700.000 Personen in Deutschland wohnen derzeit in Pflegeheimen – mit steigender Tendenz. Bislang standen nur relativ wenige offizielle Qualitätsindikatoren zur Verfügung. Im Projekt „Qualitätsmessung in der Pflege mit Routinedaten (QMPR)“ wurden 12 zusätzliche, durch Routinedaten erhobene Qualitätsindikatoren identifiziert, die in der Lage sind, potentiell problematische Bereiche aufzudecken.
Ziel des jetzigen Projektes QCare Transfer ist es, die Nutzung dieser neuen Indikatoren zu pilotieren und zu überprüfen, wie sie dauerhaft am besten von Gesundheitsprofessionen aufgegriffen werden. Dazu werden ungefähr 40 teilnehmende Pflegeheime in Bayern in zwei Gruppen randomisiert: Gruppe 1 erhält eine Gegenüberstellung der eigenen Ergebnisse im Vergleich zu anderen Pflegeheimen, Gruppe 2 erhält zusätzlich Unterstützung durch fachliche Qualitätszirkel. Die Kontrollgruppe erhält standardgemäß Informationen, wie sie dem gesetzlichen Standard entsprechen. Die Studie wird durch umfassende Forschung begleitet, dauert dreieinhalb Jahre und wird aus Mitteln des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss‘ finanziert. Neben der MHB sind das federführende WIdO, das aQua und die AOK Bayern Konsortialpartner.
Alexander Haarmann
Klinische Leitlinien sind in der Praxis häufiger nicht vollständig implementiert. Ein Grund hierfür sind zu große Unterschiede zwischen den Leitlinienempfehlungen und der klinischen Praxis unter Alltagsbedingungen. Konkret können dies viele Gründe sein: Patient:innen, Personal, Struktur, Verfügbarkeit von Ressourcen oder aber kulturelle oder ethische Aspekte. Um dies zu berücksichtigen ist es möglich nationale Leitlinien für einen lokalen Kontext zu adaptieren (z.B. ein Krankenhaus). Dies kann vorteilhaft für die Implementierung sein ohne gleichzeitig die Validität der Leitlinie zu gefährden. Dieser Prozess wird auch als Leitlinienadaptation verstanden. Unser Ziel ist es randomisiert kontrollierte Studien (RCTs) zu identifizieren, die die Auswirkungen lokal adaptierter Leitlinien untersucht haben. Hierzu führen der JBI Methodik folgend einen Scoping Review durch. Das Protokoll ist im Open Science Framework zu finden (https://osf.io/3ed2w).
Prof. Dr. Dawid Pieper